Das brasilianische Stahl- und Logistikunternehmen CSN will die Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Transnordestina im Oktober wiederaufnehmen. Die Regierung in Brasília und die Transportbehörde ANTT hatten großen Druck auf die Konzessionsgesellschaft Transnordestina Logística ausgeübt, die von CSN kontrolliert wird. Weitere Gesellschafter sind das staatliche Eisenbahnunternehmen Valec und der Beteiligungsfonds BNDESPar. Mit dem Bau der Transnordestina wurde 2006 begonnen
Bisher ist etwa die Hälfte der Strecke fertig gestellt. Doch seit 2016 stocken die Bauarbeiten. 2017 wurden sie komplett gestoppt. Damals untersagte der brasilianische Rechnungshof TCU die Auszahlung weiterer öffentlicher Mittel aufgrund eines „hohen Risikos der Nicht-Fertigstellung“ des Bauwerks.
Die insgesamt 1.750 km lange Strecke, die die Seehäfen Pecem in Ceará und Suape in Piauí verbindet und das Hinterland beider Gliedstaaten erschließt, gilt als Schlüsselprojekt zur Entwicklung des rückständigen Nordostens des Landes.
Auf der Transnordestina sollen hauptsächlich Eisenerz, aber auch Kraftstoffe, Dünger und Agrargüter wie Soja und Mais transportiert werden. 6.500 direkte Arbeitsplätze sind mit dem Projekt verbunden.
Für Präsident Bolsonaro ist die Fertigstellung der Strecke politisch wichtig, denn im Nordosten sind seine Zustimmungsraten in der Bevölkerung am niedrigsten. Für die Zahlung neuer Mittel aus dem Staatshaushalt muss CSN neue Gutachten vorlegen, die es erlauben, die Gesamtkosten des Projekts abzuschätzen. Bisher sind bereits R$ 6,5 Milliarden an privaten und öffentlichen Geldern verbaut worden. Laut Berechnungen von CSN sind weitere R$ 6,7 Milliarden für die Fertigstellung der Strecke erforderlich. Außerdem braucht das Konzessionsunternehmen eine Genehmigung der neuen Pläne durch die Transportbehörde ANTT. Diese dürfte frühestens im November erteilt werden.
Um keine weitere Zeit zu verlieren und die Bauarbeiten schnellstmöglich zu beginnen, will CSN zunächst R$ 257 Millionen aus Eigenmitteln finanzieren. Damit soll bis Februar 2020 ein 177 km langer Streckenabschnitt fertiggestellt werden. Ziel von CSN ist es, die Strecke 2022 in Betrieb zu nehmen. Gelingt dies nicht, drohen dem Unternehmen nicht nur Milliardenverluste, sondern auch die Auflösung des Konzessionsvertrags wegen Nichterfüllung.
Die Regierung hat bereits gedroht, öffentliche Darlehn für den Bau wegen Vertragsverletzung vorzeitig zurückzufordern. Mit der Wiederaufnahme der Bauarbeiten will CSN dies verhindern und der Regierung zeigen, dass es gewillt ist, die Strecke zu Ende zu bauen.
Außer eigenen Mitteln von CSN und Valec wird der Bau der Transnordestina durch Kredite der BNDES und der ebenfalls öffentlichen Banco do Nordeste (BNB) sowie über Anleihen des Regionalentwicklungsfonds FDNE finanziert. Für die Fertigstellung überlegt CSN nun auch, private Partner aus dem Ausland an Bord zu holen, die die Strecke künftig mit nutzen könnten. Mit Interessenten aus Italien und China wurden bereits Gespräche geführt. Allerdings werden sich auch ausländische Investoren erst an dem Projekt beteiligen wollen, wenn die Transportbehörde die neuen Pläne abgesegnet hat.
Transnordestina
Die Bahngesellschaft Transnordestina Logística S/A gehört zur Firmengruppe des Stahlunternehmens Companhia Siderúrgica Nacional. Bis 1998 gehörte diese Bahnlinie zu der staatlichen Eisenbahngesellschaft Rede Ferroviária Federal und nannte sich Companhia Ferroviária do Nordeste S/A. Die Bahnstrecke verbindet die brasilianischen Bundesstaaten Sergipe, Alagoas, Pernambuco, Paraíba, Rio Grande do Norte, Ceará, Piauí und den Bundesstaat Maranhão miteinander und verfügt über ein Streckennetz von 4.238 km Länge. Auf diesem Streckennetz verkehren insgesamt.