Die Revolution der nachhaltigen Landwirtschaft, die Brasiliens Beziehung zu seinem Land verändert

Als viertgrößter Lebensmittelproduzent der Welt hat Brasilien ein Viertel seiner Wirtschaft allein aus der Landwirtschaft aufgebaut. Um seine globale Position zu halten und ein gesundes Ökosystem zu bewahren, hat sich das südamerikanische Land zum Ziel gesetzt, ein führender Innovator für nachhaltige und erneuerbare Landwirtschaft zu werden.

Von innovativen Anbaumethoden über Energieinitiativen bis hin zu umweltfreundlichen Kuhweiden – Nachhaltigkeit hat in Brasilien zunehmend Priorität. Durch die Erhaltung von Land und Lebensgrundlagen ebnen Regierungsbeamte, Unternehmen und Gemeinden den Weg in eine bessere Zukunft, in der die nächsten Generationen in Harmonie mit der Welt leben können und nicht auf Kosten der Welt.

Um diese Vision zu unterstützen, wurden Rechtsvorschriften für die spezifische Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft erlassen. Das Waldgesetzbuch (Cadastro Ambiental Rural – CAR) beispielsweise verpflichtet Landwirte und Grundbesitzer, einen Teil der ländlichen Flächen als geschützte “Rechtsreserven” auszuweisen. Zu den weiteren Bestimmungen gehört das Verbot der Beseitigung der Primärvegetation an Steilhängen und Flussufern, um weitere Erosion und Degradierung zu vermeiden.

Obwohl mehr als 66 % der brasilianischen Landmasse in Form von natürlicher Vegetation, Wäldern, Savannen und Feuchtgebieten geschützt sind, wächst die einheimische und die für den Export bestimmte Nahrungsmittelproduktion weiter, ohne dass irgendeine Art von Abholzung erforderlich ist.

Kreativ mit Landnutzung umgehen

Bei einem Großteil der Nachhaltigkeit geht es darum, einen Rohstoff wiederzuverwenden, um seinen Nutzen zu maximieren und den Energie- und Ressourcenaufwand für seinen Anbau zu minimieren.

Agri-Photovoltaik-Systeme konzentrieren sich auf Ersteres, indem sie auf ein und demselben Land gleichzeitig Solarenergie erzeugen und landwirtschaftliche Produkte anbauen, von Feldfrüchten und Vegetation bis hin zu kleinen Tierherden.

Eines der innovativen brasilianischen Programme für Photovoltaik, ECOLUME, wurde in Zusammenarbeit mit über 40 nationalen Forschern entwickelt, um einen symbiotischen landwirtschaftlichen Prozess zu schaffen. Dabei wurde der Schatten unter einem Netz von Sonnenkollektoren genutzt, um 17 verschiedene Gemüsesorten sowie Geflügel und Fische anzubauen. Das Wasserleben wurde in einem Aquaponik-System gehalten, in dem natürliche bakterielle Zyklen Fischabfälle in Pflanzennahrung umwandelten.

Und die Ergebnisse waren beeindruckend. In der schattigen Umgebung wurde nicht nur bis zu 70 % mehr Gemüse angebaut, sondern durch die Kombination von Aquaponik und wiederverwendetem Wasser wurde auch der Wasserverbrauch für die Bewässerung um fast 90 % gesenkt. Bei einer Verbreitung in ganz Brasilien könnte ECOLUME degradiertes, dezertifiziertes Land in produktive, fruchtbare Anbauflächen für Gemeinden umwandeln, die Nahrungsmittel- und Energiesicherheit am dringendsten benötigen.

Ein weiteres Start-up-Unternehmen, Taranis, nutzt KI, um landwirtschaftliche Flächen aus verschiedenen Quellen zu analysieren, einschließlich Satellitenbildern, und kann so Unregelmäßigkeiten erkennen und potenzielle Probleme aufzeigen. Von der Erkennung von Schädlingen bis hin zu ungleichmäßigem Wachstum hilft es, die Menge an Wasser, Dünger und anderen Ressourcen zu minimieren, die für den Anbau von Nutzpflanzen benötigt werden.

Mit Niederlassungen in Brasilien, den USA und Argentinien und einer beträchtlichen Finanzierung durch globale Investoren wie Hitachi bietet das Unternehmen Landwirten überall einen technologischen Nachhaltigkeitsschub.

Natürliche Methoden liefern überraschende Erträge

Die Landwirtschaft wird traditionell mit Pestiziden und schädlichen Chemikalien in Verbindung gebracht. Da die moderne Welt jedoch immer mehr auf Nachhaltigkeit setzt, wird mehr getan, um den Einsatz von organischen Alternativen zu fördern, die unser natürliches Ökosystem schützen.

Im brasilianischen Cerrado-Grasland verwenden Baumwollbauern Gülle und organischen Kompost als Dünger sowie Kalkstein und Gesteinsstaub als Ersatz für die Kalkung – ein Bodenbearbeitungsverfahren, das als schädlich angesehen werden kann. Außerdem vermeiden sie den Einsatz von Pestiziden, indem sie neben ihrer Hauptbaumwollpflanze Sesam, Kürbisse und Kurkuma anbauen, um schädliche Insekten und Raubtiere auf natürliche Weise abzuhalten.

In nur zwei Jahren konnten sie ihre Baumwollernte um das Dreifache und die Erträge anderer Obst- und Gemüsesorten um das Siebenfache steigern, was beweist, dass eine innovative, natürliche Landwirtschaft sowohl produktiv als auch rentabel sein kann.

Unproduktives Land wieder rentabel machen

Brasilien verfügt über 180 Millionen Hektar Weideland, von denen die Hälfte als unproduktiv gilt. Einige brasilianische Landwirte setzen eine innovative Technik ein, die ICLF (Integrated crop-livestock-forest systems) genannt wird, um diese Flächen effektiver zu nutzen. Ähnlich wie bei agrarindustriellen Systemen optimiert ICLF die Flächennutzung, indem es die Fläche für land-, vieh- und forstwirtschaftliche Initiativen nutzt.

Initiativen zur Mehrfachnutzung von Land bringen viele Vorteile mit sich, u. a. eine Begrenzung der Abholzung, höhere Ernteerträge, eine Verbesserung der Bodenqualität und der Nährstoffe sowie eine Verbesserung des Tierschutzes durch schattigere und kühlere Weideflächen.

Im Rahmen der brasilianischen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die in der UN-Agenda 2030 verankert sind, sollen bis 2030 fünf Millionen Hektar ICLF umgesetzt werden.


Durch die Kombination innovativer Anbautechniken und schützender landwirtschaftlicher Gesetzgebung hat sich Brasilien als führendes Land und Referenz in nachhaltiger Landwirtschaft und Energie behauptet und gleichzeitig seinen Ruf als vertrauenswürdiger und zuverlässiger Lebensmittelexporteur für eine weltweite Verbraucherschaft aufrechterhalten.

 

Quelle: Apex
Images: Apex