Bis Ende des Jahres finden in Brasilien große Auktionen für Infrastrukturprojekte statt. Das Interesse der Investoren ist groß.
von Alexander Busch, Lateinamerika-Korrespondent für Handelsblatt und Neue Zürcher Zeitung
Von heute an bis Ende des Jahres finden in Brasilien die seit längerem vorbereiteten Auktionen von Infrastrukturlizenzen statt, die zu den umfangreichsten der letzten Jahre gehören. Erstaunlicherweise scheint das Interesse groß zu sein – sowohl bei inländischen als auch bei ausländischen Investoren.
So werden beispielsweise die Fernstraßen zwischen Rio und São Paulo, zwischen Minas Gerais und Espírito Santos sowie in Paraná angeboten. Bei diesen Konzessionen verpflichten sich die Unternehmen zu Investitionen in Höhe von rund 10 Mrd. €. Neben den führenden lokalen Konzessionären Öko-Autobahnen und CCR wollen sich erstmals auch ausländische Konzerne und Investoren aus Spanien und Australien an der Auktion beteiligen.
Insgesamt neun Hafenterminals werden bis Ende des Jahres ebenfalls unter den Hammer kommen. Im Hafen von Santos werden drei Terminals ausgeschrieben: Zwei für Treibstoff, eines für Container. Auch hier ist ein harter Wettbewerb zwischen asiatischen und europäischen Hafenbetreibern zu erwarten. Die restlichen Lizenzen werden auf Häfen in ganz Brasilien verteilt.
Für die Versteigerung der 5G-Mobilfunklizenzen haben überraschend 15 Unternehmen ihre Gebote abgegeben, einige allein, andere in Konsortien zusammengeschlossen. Die Telekom-Regulierungsbehörde Anatel hatte mit weit weniger Interesse gerechnet. Bei der Auktion, die am 4. November beginnt, verpflichten sich die Unternehmen zu einer Gesamtinvestition von rund 8 Milliarden Euro.
Unklar ist, ob die Lizenzen für die Binnenflughäfen von São Paulo (Congonhas) und Rio de Janeiro (Santos Dumont) noch unter der aktuellen Regierung ausgeschrieben werden. Bei den Zugstrecken ist ebenfalls noch nicht klar, ob das neue Genehmigungsverfahren für Betreiber noch umgesetzt werden kann. Nach diesem Verfahren können private Betreiber Anträge für Bahnstrecken stellen, die sie dann ohne Einschränkungen betreiben können. Es liegen Anträge von Unternehmen im Rahmen des neuen Eisenbahnkonzepts (“Pró-Trilhas”) im Wert von 13 Milliarden Euro vor.
Seit 2019 sind insgesamt 74 Lizenzen an Private vergeben worden, die in den nächsten Jahren 11 Milliarden Euro in Projekte investieren werden. Insgesamt wurden 34 Flughäfen, 29 Hafenpachtverträge und 99 andere Genehmigungen für Terminals zur privaten Nutzung, sechs Eisenbahnen (Konzessionen, Erneuerungen und Querinvestitionen) und fünf Autobahnen an private Investoren übergeben.
Quelle: Alexander Busch, Lateinamerika-Korrespondent für Handelsblatt und Neue Zürcher Zeitung
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